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Expressiver sprechakt „entschuldigung“ im deutschen und kirgisischen

Eine Kommunikation besteht meist in einer Folge von Sprechakten. Im Zentrum der Sprechakttheorie steht der Handlungsakt sprachlicher Äußerungen. Diese sprachlichen Äußerungen werden in einige Klassen eingeteilt. Searle postuliert, dass es nur fünf grundlegende Handlungsarten gäbe. wie: Repräsentativa, Direktiva, Komissiva, Deklarativa, Expressiva (Searle,1972). Searle ordnet Entschuldigungen der Klasse „Expressiva“ zu. In einem expressiven Sprechakt gibt der Sprecher seinem psychischen Zustand bezüglich eines Sachverhalts Ausdruck.

Die in den Wörterbüchern angeführten Definitionen für den Begriff „Entschuldigung“ sind nicht einheitlich. Der Duden, Deutsches Universalwörterbuch (2003:471) schlägt folgende Definition vor:

„Begründung, Rechtfertigung für einen Fehler, ein Versäumnis“„Mitteilung darüber, nicht anwesend sein, nicht teilnehmen zu können.“ Nachsicht, Verständnis für jmds. Fehler, falsches Verhalten“„Äußerung oder Höflichkeitsformel, mit der jmd. um Nachsicht, Verständnis bittet“.

Laut Jochen Rehbein ist die Entschuldigung eine kommunikative Handlung, in der jemand (…)

zugibt, dass die intendierte Handlung schlecht war (…) aber im Allgemeinen nicht die volle Verantwortung für die Handlung übernimmt. Sie ist verbunden mit der Aufforderung an den Geschädigten (a), den Täter seinerseits aus der Verantwortung zu entlassen, (d.h. ihn zu entschuldigen). Der Defendent akzeptiert also die Deutung des Sachverhalts (…) bittet aber um die Aufhebung der mit seiner Handlung mit übernommenen sozialen Konsequenzen.

(Rehbein,1972:306).

Der Sprechakt der Entschuldigung weist mehrere Aspekte auf. Die Realisierung in der Alltagskommunikation zeigt, dass diese Sprechhandlung unterschiedliche Bedeutungen und Funktionen haben kann. Je nach der Interaktionssituation kann die Entschuldigungshandlung eine Handlung des Bedauerns oder eine Rechtfertigung für eigenes Handeln bzw. für eigenes Fehlverhalten darstellen. Die Rechtfertigung ist ein ACCOUNT, indem der Täter die Verantwortung für seine Handlung übernimmt, aber Gründe dafür anführt, warum er die pejorative Einschätzung seitens des Interaktanten nicht teilt. (Rehbein, 1972:310).

Im privaten Rahmen (in der Familie) im öffentlichen Leben (in der Politik), im Geschäft sowie in der Kommunikation zwischen fremden Menschen offenbart sich immer wieder die besondere Bedeutung, welche der Entschuldigung beigemessen wird. Entschuldigungen dienen laut Rathmayr der Imagepflege des Adressaten, vgl.:

„Ich teile die Ansicht, dass Entschuldigungen immer der Imageerhöhung des Adressaten dienen, meine aber, dass sie nicht prinzipiell, sondern nur bei Vorliegen eines gravierenden Anlasses als Imagebedrohung für den Sprecher bezeichnet werden dürfen, denn nur, wer für eine schwerwiegende Verfehlung um Entschuldigung bittet, erniedrigt sich mit der Schuldübernahme und erhöht damit seinen Interaktionspartner, der der es nunmehr in der Hand hat, über die Zukunft der weiteren Beziehung zu entscheiden“ (Ratmayr, 1996:18).

Grundsätzlich liegt eine Entschuldigungshandlung vor, wenn ein Sprecher seine Handlung, die negativen Auswirkungen auf seinen Kommunikationspartnern hat, eingesteht, bedauert, und weiterhin eine symbolische oder materielle Wiedergutmachung realisiert. Im Deutschen sowie im Kirgisischen gelten ´-zumindest theoretischdie gleichen pragmatischen Regeln und Voraussetzungen für die Handlung der Entschuldigung.

Vgl.Entschuldigung im Deutschen: Entschuldigung! –Tschuldigung! ugs. Verzeihung!

Pardon!

Sorry! (bei Jugendlichen und Studenten).

Diese Entschuldigungsformeln sind in den Situationen geeignet, in denen man keinerlei Absicht für das Fehlverhalten unterstellen. Im Deutschen gibt es Aussageäußerungen als explizite Entschuldigungsformeln:

Ich entschuldige mich (hiermit) für;

mit Modalverb als Entschuldigung: Ich möchte mich bei dir entschuldigen (für)…

Mit Präpositionalobjekt:

Ich entschuldige mich für meinen Fehler!

Ich entschuldige mich wegen meiner Verspätung!

Imperativform: Entschuldigen Sie bitte! Verzeihen Sie bitte!

Vergib mir! Verzeih mir!

Implizite Mittel (z.B. Bedauern) Es tut mir leid, tut mir leid verwendet.

Die Entschuldigung in Deutschland ist im Vergleich zu Kirgisistan viel stärker konventionalisiert.

Als sprachliche Begleitmittel und Verstärkung zu den Entschuldigungsformeln kommt fast immer die Erklärung vor, welche die Aufrichtigkeit und den guten Willen des Sprechers betonen soll. Die Ranghöhere entschuldigen sich zwar häufiger mit impliziten Mitteln, aber das Bedauern muss deutlich erkennbar sein. Dies ist aber eher eine Seltenheit in Kirgisistan, wo Ältere, Ranghöhere und Autoritätspersonen sich nicht unbedingt entschuldigen müssen.

Im Kirgisischen gibt es folgende Ausdrucksformeln der Entschuldigungen.

Imperativ:

Кечириниз! Куноомду кечириниз! Кечирчи!

Кечир! Кечирип кой!

Reuebekundung und Angebot einer Wiedergutmachung im Kirgisischen:

Кечирим сурайм. Куноолумун. Экинчи кайталанбайт!

Erklärung der Situation:

Кечигип келгеним учун кечирим сурайм! Modalverb:

Туура эмес кылган ишим учун кечирим сурагым келет!

Sich entschuldigen ist ein Sprechakt mit drei obligatorischen Komponenten:

Der Verursacher/die Verursacherin des Schadens, der/die im typischen Fall zugleich Sprecher/ Sprecherin der Entschuldigungsäußerung ist der/die vom Schaden betroffene, der/die typischerweise zugleich Adressat/Adressatin der Entschuldigung ist und der angerichtete Schaden (Rathmayr, 1996:36).

Sprechakte werden fast nie isoliert vollzogen, sondern bilden stets Teil eines Kommunikationsablaufs und sind darin situiert. Man unterscheidet mehrere Arten von Akten, die bei einem Sprechakt in Kraft treten: den lokutionären Akt, den illokutionären Akt und den perlokutionären Akt. Pragmatische Untersuchungen konzentrieren sich auf den illokutionären Teil.

Meyer teilt Entschuldigungen in 5 Strategien ein:

  1. Ein Ausdruck der Entschuldigung (an expression of apology);
  2. Ein Anerkennen der Beantwortung (an acknowledgment of responsibility);
  3. Eine Erklärung der Situation (an explanation of the situation);
  4. Ein Wiedergutmachungsangebot (an offer of repair);
  5. Ein Versprechen der Besserung (a promise of forbearance). (Meyer, 2007:102).

Entschuldigungen gelten als Versuch des Sprechers, eine durch ihn verletzte soziale Harmonie zwischen

Sprecher und Hörer wiederherzustellen. Sie sind gesichtsbedrohend für den Sprecher, weil dieser zugibt, dass eine Verletzung einer sozialen Norm stattgefunden hat, für die er verantwortlich ist.

Im Roman von Ch. Aitmatov „Frühe Kraniche“, möchte der Hauptheld Sultanmurat um Entschuldigung bei seinem Freund Anatai für sein damaliges Benehmen bitten, indem er das Taschentuch weswegen beide gestritten habenihm zurückgeben möchte. Die Entschuldigung erfolgt indirekt.

Vgl.„Komm, Anatai, ich möchte dich mal unter vier Augen sprechen“, sagte Sultanmurat. „Glaub nur nicht, begann Sultanmurat mit bebender Stimme, mühsam die Worte wägend“, ich… wenn du willst, geb ich dir das Tuch für immer. Anatai lächelte traurig.„Aber nein, Sultanmurat1 Lass doch“, erwiderte er „es ist deins, du musst es behalten. Ich aber… verzeih, dass ich damals… entschuldige, vergiß es. So was mach ich nie wieder, Sultan. Ich brauche nichts mehr… mein Vater, er war… Wir haben so gewartet… “Schluckend und an seinen Tränen würgend, schluchzte Anatai erneut auf. (Aitmatov, 1980:183.) Es ist jedoch möglich für den Sprecher sein Gesicht zu wahren indem er Gründe für sein Fehlverhalten angibt oder eine Entschuldigung ausspricht, bevor sein Gesprächspartner eine Beschwerde äußert. Aber entschuldigt sich dabei der Anatai, weil er denkt, er hätte mit seinem

Benehmen Unbefugtes getan.

Manchmal kann auf eine Beschwerde Entschuldigung folgen. Ein Ausdruck der Entschuldigung umfasst formelhafte, routinemäßige Ausdrücke, welche die illokuttionäre Kraft einer Entschuldigung explizit kennzeichnen.

Eine Entschuldigung besteht normalerweise aus einer Reihe von Substrategien, eine davon ist Ausdruck des Bedauerns.

Vgl.„Sei nachsichtig, mein Lieber“, entschuldigte sich Momun verlegen. Wenn wir gewusst hätten, dass du kommst, wären wir nicht weggeritten. Und das wir kein Geld haben, kannst du uns nicht verübeln. Wenn wir im Herbst die Kartoffeln verkauft haben...

direkt, sondern versucht die Situation zu erklären und ein Wiedergutmachungsangebot zu machen bzw. verspricht die Besserung: Wenn wir im Herbst die Kartoffeln verkauft haben.

In den intrakulturellen Situationen wie diese angeführten Beispiele, kann man den Sinn der Entschuldigungen durchaus verstehen. In der interkulturellen Situationen aber, kann leicht zu Missverständnissen kommen. Man könnte mit Anna Wierzbicka auch davon ausgehen, dass die Kategorien der Sprechakttheorie eurozentrisch sind (Wierzbicka, 1991:47ff.).

Allerdings sind sehr große kulturelle Unterschiede in der Umsetzung dieser Regeln in der Alltagskommunikation festzustellen. Besonders gegenüber dem Bedauern und der Wiedergutmachung hat man in der kirgisischen Kultur eine andere Einstellung als in Deutschland. Anders als im Deutschen, wo der Ausdruck des Bedauerns in jeder Entschuldigungsrealisierung vorhanden ist, ist das Bedauern als konstitutives Merkmal der Entschuldigung in der kirgisischen Kultur besonders bei Autoritätspersonen nicht der Fall. Auch die Bereitschaft der Wiedergutmachung bei einer Entschuldigung stellt kulturspezifische Unterschiede dar: Im Deutschen ist es obligatorisch; in Kirgisischen sie eher fakultativ, was insbesondere die materielle Wiedergutmachung betrifft. Dieser Unterschied liegt an der gesellschaftlich kulturellen Definition der Entschuldigung und an der kulturellen Bedeutung der Wiedergutmachung. Ein relevanter Unterschied liegt darin, dass die Rechtfertigungs-, Begründungs-, und Erklärungsseqenzen in der kirgisischen Alltagskommunikation deutlich länger sind als im Deutschen. Ein weiterer pragmatischer Aspekt bezieht sich auf die unterschiedlichen Reaktionen auf die Entschuldigung. Das Ablenken besteht darin, dass man einen Vorfall, wofür ein Kommunikationspartner sich entschuldigt, nicht nur herunterspielt, sondern ignoriert und nicht weiter darauf eingeht. In der kirgisischen Kultur wird stattdessen als Reaktion auf die Entschuldigung eine moralische Belehrung erteilt.

„Sei nicht böse, mein Lieber“, begann Momun wieder. „Im Herbst verkaufen wir, so Gott will, Kartoffeln…“(Aitmatov, 1971:15ff).

Der alte Momun bedauert beim Verkäufer dafür, dass er weggeritten war und erklärt die Situation: Wenn wir gewusst hätten, dass du kommst, wären wir nicht weggeritten und entschuldigt sich dafür, dass er kein Geld zum Kauf hat:

„Sei nachsichtig, mein Lieber“, „Sei nicht böse, mein Lieber», Die Entschuldigung erfolgt aber auf indirekter Weise, d.h. er entschuldigt sich nicht

 

 

  1. Charles Boris Diyani Bingan. (2010): Begrüßung, Verabschiedung und Entschuldigung in Kamerun und Deutschland. Zur linguistischen und kulturkontrastiven Beschreibung von Sprechakten in der Alltagskommunikation. FFM, Lang.
  2. Jürgen Bolten, Claus Ehrhardt (Hrsg). (2002): Interkulturelle Kommunikation (Texte und Übungen zum interkulturellen Handeln. Verlag Wissenschaft&Praxis. Sternenfels Verlag.
  3. Kartin, Meyer. (2007): Interkulturelle Pragmatik: Aufforderungen, Entschuldigungen und Beschwerden. Eine Untersuchung zur interkulturellen Sprechhandlungskom petenz deutscher Austauschschüler in den USA Hamburg, El. Ressource.
  4. Renate Rathmayr. (1996): Pragmatik der Entschuldigungen.Vergleichende Untersuchung am Beispiel der russischen Sprache und Kultur. Bausteine zur slavischen Philologie und Kulturgeschichte. Böhlau Verlag. Köln.
  5. Searle, John R. (1994): Sprechakte. Ein sprachphilosophisches Essay. 6. Auflage. Suhrkamp. Frankfurt am Main.
  6. Wierzbicka, Anna. (1991): Cross-cultural Pragmatics. The Semantics of Human Interaction. Berlin,
  7. Aitmatov Ch. Der weiße Dampfer. Berlin, 1971.Aus dem Russischen übersetzt von Hans Joachim Lambrecht.
  8. Aitmatov Ch. Frühe Kraniche. Berlin, 1980. 1. Auflage. Aus dem Russischen übersetzt von Charlotte Kossuth.

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Philology is the study of language in oral and written historical sources; it is the intersection between textual criticism, literary criticism, history, and linguistics.[

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