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Mit der silbenanalytischen Methode Deutsch lernen — Das Haus-Garagen-Modell im Unterricht

The using of syllable structures in the process of learning has been etablished as an alternative approach to the rules of orthography in German primary schools. Based on the principles of syllable structures, the socalled «Haus-Garagen-Modell» is an appropriate implementation for primary education. After introducing the modell, which is due to the analogy of a basic syllable structure and a house with a garage, this articel demands, how valuable this method  could be for  adult education, especially for  studying  German  language. A survey on lecturers on Buketov state-university of Karaghandy and a introduction of students of different levels demonstrate the advantages and disadvantages of using this modell in adult education.

In ihrem Beitrag «Der Schrift vertrauen» befasst sich Ursula Bredel mit dem für den Schriftspracherwerb konzipierten Haus-Garagen-Modell, das von ihr als Alternative zum traditionellen Erwerb von Rechtschreibkompetenz beschrieben wird, indem es die Analyse der Silbenund Morphemstruktur von Wörtern an den Anfang des Lernprozesses stellt. Das Haus-Garagen-Modell wurde von Christa Röber-Siekmeyer und Utz Maas entwickelt.

Nachfolgend werden zentrale Thesen und Argumente des Artikels von Ursula Bredeldargestellt, um das Prinzip des Haus-Garagen-Modells und seine Anwendung im Unterricht zu veranschaulichen. Daran anschließend wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung dieses Modell als Teil der silbenanalytischen Methode für den Unterricht haben kann und wo mögliche Vorteile dieses Verfahrens liegen. Dabei soll auch auf eine mögliche Verwendung des Modells im DaF-Unterricht abgezielt werden.

Einleitend beschreibt Bredel, wo die Unterschiede zwischen traditioneller Didaktik und dem HausGaragen-Modell liegen. Während das konventionelle Vorgehen die Kenntnis eines Wortes voraussetze, um seine Schreibung zu beherrschen, basiere das Alternativmodell auf einer entgegengesetzten Herangehensweise und ermögliche durch das Verstehen der Schriftstruktur die Analyse von Wörtern. Dieses Modell umfasst zwei Arbeitsschritte, wovon sich der erste mit dem orthografischen Basismuster befasst, aus dem dann in einem zweiten Schritt der Wortstamm abgeleitet werden kann. Grundlage des Haus-GaragenModells ist die zweisilbige Basisstruktur des Deutschen als trochäischer Sprache, in der die erste Silbe betont wird. Daraus leitet Bredel den Aufbau des Modells ab, das aus einem «Haus» und einer «Garage» besteht; das Haus bietet Platz für die Hauptsilbe, in der Garage wird die Reduktionssilbe untergebracht

   

Abbildung 1: Struktur zweisilbiger Wörter. Komplexe Wörter eignen sich für das Modell nicht.

Unterteilt sind beide Gebäude in jeweils drei Zimmer, deren Belegung Rückschlüsse auf die Vokalquantität und den Wortstamm zulässt.

Abbildung 2: Untergliederung von Haus und Garage in Zimmer analog zur Silbenstruktur.

Bestimmt wird diese Belegung durch die Silbenstruktur mit Onset, Nukleus und Koda, die im Text als Anfangsrand, Kern und Endrand bezeichnet werden. Bredel geht dabei zunächst auf die Reduktionssilbe und die Belegung der Garagenzimmer ein. Das mittlere Zimmer werde dabei stets mit <e> als Reduktionsvokal besetzt,  dessen Aussprache  allerdings  vom <e>  in der  Hauptsilbe  abweicht: /ə/  in <Tante>  /tantə/, /ɐ/ in <Tiger> /tigɐ/, /n᷂ / (silbischer Konsonant) in <klagen> /klɑgn᷂ /.Im für die Hauptsilbe vorgesehenen Haus ist das zweite Zimmer für Vokale reserviert, angrenzende Zimmer können frei sein.

Abbildung 3: Besetzung der mittleren Zimmer stets durch Vokale. Der Vokal der Zweitsilbe ist ein Reduktionsvokal.

Hieraus ergibt sich ein Zusammenhang zwischen Endrandbesetzung und Vokalquantität für viele Wörter: Ein unbesetztes drittes Zimmer führt dazu, dass der Hauptsilbenvokal im Mittelzimmer lang und gedehnt gesprochen wird.

Abbildung 4: Belegung am Beispiel «gehen». Das dritte Zimmer des Hauses bleibt unbesetzt, der Vokal der Hauptsilbe wird lang gesprochen. 

Entsprechend gilt auch der Umkehrschluss, dass ein besetzter Endrand in der Hauptsilbe zu einem kurzen Vokal führt.

Abbildung 5: Belegung am Beispiel «Hütte». Das dritte Zimmer des Hauses ist besetzt, der Vokal der Hauptsilbe wird kurz gesprochen: 

Dies gilt zwar für viele, allerdings nicht für alle Wörter. Bredel nennt hierbei drei Sondermarkierungen: Der Doppelkonsonant resultiert aus einem Silbengelenk, bei dem ein Konsonant sowohl den Anfangsrand der Reduktionssilbe als auch den Endrand der Vollsilbe besetzt. Das silbeninitiale<h> wird dort gesetzt, wo zwischen zwei Vokalen in unterschiedlichen Silben ansonsten kein Konsonant steht. Das   silbenschließende <h> bzw. das Dehnungs-h fungiert analog zu <e> in <ie> und Doppelvokal als Dehnungungsgraph. Von den genannten fünf Strukturtypen (langer Vokal bei unbesetztem Endrand, kurzer Vokal bei besetztem Endrand, kurzer Vokal bei besetztem Endrand aufgrund eines Silbengelenks, Anfangsrand mit <h> zur Vokaltrennung, Endrand mit <h> als Dehnungsgraph) eigneten sich die ersten vier für den Grundlagen vermittelnden Unterricht. Mit Hinweis auf die Stammkonstanzschreibung unterstreicht Bredel den Nutzen des HausGaragen-Modells auch für orthografisch komplexe Wörter: «Denn die Schreibung des Stammes bleibt immer diejenige, die sie in der zweisilbigen Basisform erhalten hat [...]». [Ursula Bredel] Um den Stamm identifizieren zu können, sei die Kenntnis des Morphemschnitts vor dem Nukleus der Reduktionssilbe Bedingung. Dieser Morphemschnitt werde mit dem von Bredel so genannten «Trick mit dem Knick» für Schüler visualisiert, wobei der Reim (Nukleus und Koda) der Reduktionssilbe — für Schüler: die beiden hinteren Zimmer der Garage — abgeknickt und der Stamm dadurch hervorgehoben wird.

Anhand des dem Artikel beigefügten Arbeitsmaterials veranschaulicht Bredel, wie mit dem HausGaragen-Modell im Unterricht gearbeitet werden kann; demnach steht vor allem die Beherrschung des Morphemschnitts im Vordergrund, um Wortstämme sicher erkennen zu können. Dabei sollen Wörter in das Modell eingetragen, getrennte Hauptund Reduktionssilben einander zugeordnet oder Wortstämme spielerisch ermittelt werden. In ihrem Artikel nennt Bredel die Ziele, die in einem Unterricht mit dem HausGaragen-Modell erreicht werden können. Im Vordergrund stehe dabei die «eigenständige Entdeckung von Wortstämmen und ihrer Schreibung», der folgende Teilziele zugeordnet sind: Neben dem Erkennen des trochäischen Basismusters, des Silbensowie Morphemschnitts und des Stammes sollen Schüler darauf aufbauend auch das Prinzip der Stammkonstanzschreibung kennenlernen und Stammänderungen identifizieren und erklären können, um schließlich sogar neue Wörter zu bilden. Im Vordergrund stehe die Erkenntnis durch Beobachtung:

An diesem Modell können Schüler […] mit nur wenig analytischen Zwischenschritten zielführende Strukturbeobachtungen machen, die ihnen mit Methoden, die die Wortschreibung durch explizite Regeln/Merksätze herzuleiten versucht, nicht gelingen [1; 14–21].

Die besonderen Vorteile der silbenanalytischen Methode träten insbesondere bei Schülern zutage, deren Wortschatz eher gering ist. Mit dem Haus-Garagen-Modell sei die lexikalische Kenntnis eines Wortes nicht Voraussetzung, um seinen Aufbau erkennen zu können:

Die bisherigen Erfahrungen […] zeigen, dass besonders schwache Schülerinnen und Schüler, deren Muttersprache nicht das Deutsche ist, erheblich davon profitieren, Verfahren an die Hand zu bekommen, mit denen sie durch eigenständige Operationen zu Struktureinsichten über Wörter gelangen [1, 14–21].

Mit dem Haus-Garagen-Modell wird ein Modell angeboten, das auf das Erkennen von Wortstrukturen setzt und dabei das Erlernen eines orthografischen Regelwerkes vernachlässigt. Diese Bevorzugung von Modellen wird in der didaktischen Forschung begrüßt:

Ein Modell ist immer etwas anderes als das «Original» — sonst wäre es eine Verdopplung der Wirklichkeit. Keine Karte verzeichnet jeden Baum, Stein oder Grashalm, und auch eine Grammatik kann nur ausgewählt und musterhaft die Strukturen der Sprache abbilden. […] Sie kann aber dazu  beitragen, sprachlich Gestaltetes bewusster zu verstehen [2].

Der schon in der Primarstufe erlernte Umgang mit Modellen kann unabhängig des orthografischen Erkenntnisgewinns als  ein Vorteil  der silbenanalytischen Methode betrachtet werden, weil  Schüler    schon früh an eine eigenständige und entdeckende Herangehensweise an Sprache gewöhnt werden, die sich im modernen Grammatikunterricht auch in der Sekundarstufe fortsetzt und weiterentwickelt. Die dabei fokussierte Identifizierung sprachlicher Muster entspricht nicht der Methodik konventioneller Schulgrammatik, die stark regelbasiert ist. Die Arbeit mit grammatischen Mustern begünstigt jedoch einen forschenden Umgang mit der Sprache, Lehrende können mit Mustern «nicht nur der Eigenart der Varietäten, sondern auch der Vielfalt grammatischer Formen und Funktionen in der Standardsprache gerechter warden» [2].

Die didaktische Relevanz des Haus-Garagen-Modells als Teil der silben-analytischen Methode beruht auf der Bedeutung der Silbe für Schreibund Rechtschreibkompetenz. Bereits Kleinkinder sind fähig, Silben intuitiv zu erkennen und zu separieren, was insbesondere beim Schreibenlernen durch die weitgehende Übereinstimmung von Sprechund Schreibsilben genutzt werden kann. Das silbenanalytische Modell knüpft folglich an das Wissen an, das Schüler in Form eines Silbenkonzeptes bereits bei Eintritt in die Primarstufe besitzen.

Das Haus-Garagen-Modell basiert darauf, das Basismuster des Deutschen als trochäischer Sprache kennenzulernen. Daraus ergibt sich für die Schüler ein grundlegender Erkenntniszuwachs:

Für die Kinder werden die prototypischen Zweisilber als Schlüsselwörter bezeichnet, weil durch ihre spezifischen Baumuster die relevanten orthographischen Merkmale hinsichtlich des Lautbezugs erschlossen werden können [3; 72–90].

Nicht nur für den Lernprozess, sondern auch für den Unterricht selbst birgt die silbenanalytische Methode Vorteile. Die Beschäftigung mit der Struktur der Sprache gerät in den Mittelpunkt des Unterrichts, der nicht nur auf eine der Methode innewohnende Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten zurückgreifen kann und die Schüler aktiviert sowie spielerisch intellektuell herausfordert, sondern auch eine unterrichtsnahe Evaluation des Lernerfolges gestattet. Zudem folgt die Methode auch einer über den bloßen Spracherwerb hinausgehenden Motivation:

Die Silbenanalytische Methode ermöglicht eine neue Perspektive auf didaktische Chancen und Verantwortung […]: [...] Durch die Konzentration auf sie wird Unterricht (wieder) zu einer pädagogischen Veranstaltung, in der diejenigen, die Verantwortung für den Lernerfolg ihrer Schüler übernehmen wollen, ohne primär bis ausschließlich auf das «Selbst» der Schüler (damit auf ihre sozial bedingten Chancen) zu setzen, sie angemessen übernehmen können [4].

Der Einsatz des Haus-Garagen-Modells im Unterricht bietet eine Alternative zum tradierten Schrifterwerb, der geschriebene und gesprochene Sprache nicht adäquat miteinander verbindet und insbesondere Schüler ohne günstige sprachliche Dispositionen benachteiligt. Die in der Unterrichtspraxis gemachten Erfahrungen mit dem Haus-Garagen-Modell werden hingegen als positiv beurteilt:

Das Modell ermöglicht den Kindern, die Rechtschreibung handelnd zu begreifen und in Regeln auszudrücken. Das bedeutet, die Kinder haben ein Instrument zur Kontrolle ihrer Schreibungen in der Hand. Mir gibt es also auch eine Sicherheit, die Kinder einen Schritt selbständiger gemacht zu haben [5, 22–30].

Ob das Haus-Garagen-Modell sinnvoll im DaF-Unterricht eingesetzt werden kann, ist bislang noch nicht untersucht worden. Der Grundansatz des Modells, das Verständnis der Schriftstruktur und nicht die Kenntnis des Wortes an den Anfang des Analyseprozesses zu stellen, ist ein Argument für seine Verwendung. Einzuwenden ist dann allerdings, dass das Haus-Garagen-Modell auf der zweisilbigen Basisstruktur des Deutschen beruht. Sprachen wie beispielsweise das Russische oder Kasachische weisen eine andere Basisstruktur auf. In diesen Sprachen wird nicht die erste Silbe eines Wortes betont. Die Besetzung von «Haus» und «Garage» im ersten Arbeitsschritt des Modells erfolgt demnach keineswegs so intuitiv, wie bei Lernenden, deren Muttersprache Deutsch ist. Gerade darin könnte aber auch ein Vorteil des Haus-Garagen-Modells liegen. Durch das einprägsame Sichtbarmachen der Basisstruktur wird die Anderslautung der zu erlernenden Sprache bewusster und kann ein Sprachgefühl entwickeln helfen, das Unsicherheiten in der Sprachverwendung reduziert. Ob das Modell bei der Entwicklung von Schreibkompetenz nützlich sein könnte, sollte indes im Rahmen einer Dozentenfortbildung erörtert werden.

Diese Fortbildung fand im Februar 2015 an der Fakultät für Fremdsprachen an der Staatlichen Buketov Universität in Karaganda statt und sollte Dozentinnen für Deutsch als Fremdsprache mit der silbenanalystischen Methode vertraut machen. Es war davon auszugehen, dass den Dozentinnen das HausGaragen-Modell noch nicht bekannt ist, da es mit Blick auf den Schriftspracherwerb von Muttersprachlern entwickelt wurde und insofern in der Fremdsprachendidaktik keine Rolle spielt. Ziel der Fortbildung war neben der Informationsvermittlung auch eine Diskussion, inwieweit die Dozentinnen das Haus-GaragenModell als hilfreich erachten und ob sie sich den Einsatz dieses Modells bei der Ausbildung ihrer Studierenden vorstellen können. Nach einer theoretischen Einführung haben die Lehrenden das Modell anhand von vorgegebenen Wörtern selbst erprobt und dabei seine auf wenigen Regeln beruhende Anschaulichkeit bestätigt.

Bei der anschließenden Diskussion war eine gewisse Ambivalenz festzustellen: Während die Einfachheit des Modells und seine Nachvollziehbarkeit gelobt wurden, zögerten die Lehrenden bei der Beantwortung der Frage, ob Sie es selbst in ihre Ausbildungspläne implementieren würden. Ungeachtet der Tatsache, dass die Beantwortung einer solchen Frage selbstverständlich einer fachwissenschaftlichen Prüfung bedarf, sollten die Dozentinnen diese Frage erwägen, um den Nutzen des Haus-Garagen-Modells mit ihren langjährigen Erfahrungen abzugleichen. Einige Teilnehmerinnen verwiesen dabei auf  den zeitlichen Aspekt eines solchen Ansatzes: die Ausbildungspläne seien nach der Modularisierung im Rahmen des Bologna-Prozesses so dicht, dass jede Vorlesung und jedes Seminar angesichts eines bemerkenswerten stofflichen Pensums effektiv genutzt werden müsse. Der Zweifel, ob Sprachlernenden, die ihre universitäte Ausbildung zunächst mit dem Ziel beginnen, das Sprachniveau A1 zu erreichen, dieses Modell in kurzer Zeit verständlich gemacht werden kann, mag dabei ein Grund für dieses Zögern gewesen sein. Ein weiterer Grund war vermutlich auch die Schwierigkeit, den möglichen Nutzen des Modells überzeugend darzulegen. Da ein Einsatz dieses Modells eine Neustrukturierung der ersten Sprachlernstufen bedingen würde, müsste der zu erwartende Mehrwert größer sein als eine Verdeutlichung des Morphemschnitts und einige wenige Erkenntnisse zur Aussprache.Neben dem zeitlichen Aspekt wurde von den Dozentinnen auch zu Bedenken gegeben, dass die Einfachheit des Modells bereits sein Nachteil ist: Während das Modell im Muttersprachunterricht der unteren Schulstufe fortlaufend eingesetzt und immer wieder in den Schreiblernprozess eingewebt werden kann, erschöpft sich der Erkenntiswert für erwachsene Sprachlernende möglicherweise schon nach kurzer Zeit. Lernspiele, die etwa auf dem „Trick mit dem Knick“ aufbauen, empfehlen sich zudem nur bedingt für Studierende, die gerade in der Frühzeit ihres Studiums an das wissenschaftliche Arbeiten herangeführt werden müssen.

An der Dozentinnenfortbildung nahm auch eine Lehrerin eines staatlichen Gymnasiums in Karaganda teil, das zu den leider nur noch wenigen Schulen in Kasachstan gehört, an denen Deutsch als Fremdsprache unterrichtet wird. Die Lehrerin war an einem Einsatz des Modells sehr interessiert, schlug aber eine Vereinfachung insofern vor, als dass es nur noch zur Markierung von Hauptund Nebensilbe eingesetzt wird oder aber dahingehend abgeändert würde, dass das Stammmorphem im Haus untergebracht wird und sich nicht mehr auch auf das erste Zimmer der Garage erstreckt. Da ein solcher Einsatz nur noch auf den punktuellen Einsatz zur Veranschaulichung sprachtypischer Merkmale und nicht mehr auf eine prozesshafte, aufeinander aufbauende Verwendung im Fremdspracherwerb abzielt, soll hier nicht weiter auf diesen Vorschlag eingegangen werden.

An der Fakultät für Fremdsprachen der Staatlichen Buketov-Universität in Karaganda erhielt ich freundlicherweise Gelegenheit, nicht nur Lehrenden, sondern auch Studierenden das Haus-Garagen-Modell vorstellen und mit ihnen gemeinsam erproben zu können. In zwei Kursen unterschiedlicher Kompetenzstufen konnten dabei ebenso unterschiedliche Erfahrungen gesammelt werden. Vor einer Teilnehmergruppe der Kompetenzstufe B1 konnte das Haus-Garagen-Modell schnell vermittelt werden, auffällig war dabei eine gewisse Regelaffinität der Studierenden. Einen neuen Zugang zu gewinnen zur Regelhaftigkeit der Schriftsprache (und deren Ausnahmen), wie sie das Modell mit der besonderen Berücksichtigung von silbeninitialem und silbenschließendem [h] sowie der Doppelkonsonanten verdeutlicht, schien auf das große Interesse der Teilnehmer zu stoßen. Die Besetzung der Zimmer in Haus und Garage wurde zügig verinnerlicht, schnell stellte sich den Studierenden dabei aber auch die Frage, welchen Nutzen sie aus der Handhabung dieses Modells gewinnen können. Da es sich bei den Teilnehmern dieser Gruppe um qualifizierte Sprachlerner auffortgeschrittenem Niveau handelte, war der Einblick in die Silbenstruktur als solcher zwar interessant, verlangte aber nach einem Erkenntnismehrwert. Da die Studierenden über die Bildung des Stammmorphems schon unterrichtet waren und diesbezüglich bereits ein kognitives Schema existierte, konnte das Kennenlernen der silbenanalytischen Methode im Allgemeinen und des Haus-GaragenModells im Besonderen freilich nicht zu nachhaltigen Lernfortschritten führen. Nichtsdestotrotz ist deutlich geworden, dass zumindest diese Sprachlerner über genügend Offenheit und Neugier verfügten, sich alternativen Modellen und den damit verbundenen Erklärungsansätzen konstruktiv anzunähern. Die Bestimmung der Hausund Garagenbesetzung einschließlich der Festlegung von Silbenund Morphemschnitt wurde abschließend auch von fast allen Teilnehmern richtig vorgenommen, abweichende Bearbeitungen führten zu gruppeninternen Diskussionen und einer gegenseitigen Begründung unter Verwendung sprachwissenschaftlicher Argumente und Termini. Eine zweite Gruppe, der das Haus-GaragenModell  zu  erläutern  mir  gestattet  wurde,  setzte  sich  ausnahmslos  aus  Sprachlernern  des  Niveaus    A1 zusammen. Es handelte sich dabei also gewissermaßen um die Zielgruppe des Einsatzes der silbenanalytischen Methode im Fremdsprachunterricht. Hierbei offenbarten sich einige Schwierigkeiten, die bei der Vermittlung eines zwar anschaulichen, dennoch nicht selbsterklärenden Modells im DaF-Unterricht auftreten können. Deutsch als Unterrichtssprache ist bei den Studierenden dieser Niveaustufe nicht durchgängig einsetzbar, so dass die Dozentinnen der Buketov-Universität selbstverständlich auf Kasachisch oder Russisch ausweichen müssen, um sprachliches Wissen vermitteln zu können. Auch ein Ausweichen auf Englisch, wie es im hier thematisierten Seminar praktiziert wurde, birgt Nachteile. Ein ständiger Wechsel der Unterrichtssprache — Englisch für Erklärungen, Deutsch für Beispiele — führt zu Barrieren  im Erarbeitungsund Aneignungsprozess, die im muttersprachlichen Unterricht nicht auftreten. Das für die Architektur des Haus-Garagen-Modells grundlegende zweisilbige Basismuster mit Betonung der Erstsilbe hat sich als sprachliches Wissen noch nicht internalisiert, die Logik des Modells erschließt sich also zunächst keineswegs. Zwar konnte den Studierenden das notwendig vorauszusetzende Sprachwissen zügig vermittelt werden, die Aneignung des Haus-Garagen-Modells erfolgt dann aber auf Grundlage vorher erlernten Sprachwissens und nicht mehr auf Intuition, wie es einer der ganz wesentlichen Vorteile einer Verwendung im Muttersprachunterricht ist. Entsprechend vielfältig waren die Ergebnisse eines abschließenden Testes, der das Fehlen intuitiver Silbenbetonung als grundsätzlichen Makel einer Verwendung des Modells im DaFUnterricht herausstellte.

Nochmals ist zu betonen: Das Modell wurde den Gruppen in jeweils einer Einzelstunde vorgestellt, das Ziel war dabei nicht, sprachliches Wissen zu kommunizieren, sondern die Fähigkeit der Studierenden zu erproben, ein für Muttersprachler entwickeltes Lernmodell kennenzulernen und anzuwenden. Bei allen Schwierigkeiten, die silbenanalytische Methode fremdsprachigen Lernenden in bündiger Form nahezubringen: Von den Studierenden beider Gruppen ist begrüßt worden, mit dem Modell Zutrauen in die Erlernbarkeit einer Sprache zu gewinnen, deren Regelwerk oftmals als unüberschaubar empfunden wird. Erwähnenswert ist noch ein zweiter Vorzug des Modells: Die Studierenden wurden am Anfang und am Ende des Seminars gebeten, Wörter wie<Tante> /tantə/, <Tiger> /tigɐ/ und <klagen>  /klɑgn᷂ / auszusprechen. Durch das Kennenlernen der unterschiedlichen Lautung des Reduktionssilbenvokals im Vergleich zum Hauptsilbenvokal haben die Studierenden bewusster und prononcierter zu sprechen versucht und tatsächlich auch vermocht.

Als Teil der silbenanalytischen Methode baut das Haus-Garagen-Modell auf das implizite Wissen, das Kinder über Silben mit in die Schule bringen. Es visualisiert und erweitert dieses Wissen mittels Beobachtung von und Spielen mit Sprache. Der Einsatz dieses Modells im Unterricht kann dabei so konzipiert werden, dass aufeinander aufbauendes Wissen daran fortlaufend entwickelt wird, es von den Schülern also verinnerlicht werden kann. Möglicherweise erlaubt dieses Modell auch einen Unterricht, der unterschiedlichen Leistungsniveaus innerhalb der Klasse gerecht wird, da die Aufgaben im Unterricht, so geht es aus den Beispielen Ursula Bredels hervor, den individuellen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schüler angepasst werden können. Für die Lehrkraft bietet das Haus-Garagen-Modell ein enormes Repertoire didaktischer Möglichkeiten im Unterricht einschließlich einer unmittelbaren Beobachtung des Lernerfolges. Ein Einsatz im Unterricht für Deutschlernende ist hingegen vorsichtig zu beurteilen. Ein erstes testweises Heranführen von Studierenden an das Modell lässt einen sinnvollen Einsatz für erwachsene Sprachlerner unabhängig bereits erworbener Sprachkompetenz als fragwürdig erscheinen. Während Lehrende auf den zeitlichen Aufwand bei der Einführung und konstruktiven Einbettung des Modells in ein didaktisches Umfeld verweisen und seinen Mehrwert nicht für ausreichend überzeugend halten, erkennen Studierende fortgeschrittenen Sprachniveaus darin lediglich eine Ergänzung und einen alternativen Erkläransatz, gewissermaßen zur Evaluation bereits vorhandenen Wissens. Sprachlernern früherer Phasen bereitet die Aneignung des Modells insofern Probleme, als dass nicht an Intuition, sondern an eigens vorab vermitteltes Sprachwissen angeknüpft werden kann. Das Erkennen des Morphemschnitts führt auf dieser Kompetenzstufe noch nicht zum erwünschten Verstehensprozess, da sich der Nutzen des Morphemschnitts erst mit einem erweiterten Wortschatz und der Einsicht in Flexion und Komposita als morphologische Eigenheiten der deutschen Sprache erschließt. Nichtsdestotrotz könnte das Modell bei einer veränderten Schwerpunktsetzung helfen, die Aussprache im Deutschen zu lernen und die Lautung von Vokalen in zweisilbigen Wörtern kennenzulernen. Es spricht für das Modell, dass es von nichtmuttersprachlichen Lehrenden und Lernenden schnell und sicher angewendet werden konnte. Der silbenanalytischen Methode ist deshalb zu wünschen, dass der Einsatz im Fremdsprachunterricht mit möglicherweise verändertem Schwerpunkt und anderer Didaktisierung fachwissenschaftlich untersucht und erprobt wird.

 

Bibliographie 

  1. Bredel Ursula Der Schrift Wie Wörter und ihre Strukturen entdeckt werden können. In: Praxis Deutsch 221, 2010. — S. 14–21.
  2. Granzow-Emden Matthias: Deutsche Grammatik verstehen und unterrichten. Tübingen,
  3. Hinney Gabriele: Das Konzept der Schreibsilbe und seine didaktische Modellierung. In: Schriftspracherwerb und Orthografie. Hrsg. von Ursula Bredel, Gesa-Siebert-Ott, Tobias Thelen. Baltmannsweiler, 2004. — S. 72–90.
  4. Röber-Siekmeyer, Christa: Die Leistungen der Kinder beim Lesenund Schreibenlernen. Grundlagen der Silbenanalystischen Methode. Ein Arbeitsbuch mit Übungsaufgaben. Baltmannsweiler,
  5. Winkler Karin: Die Systematik einer silbenanalytischen Darstellung der Schrift. In: Schriftspracherwerb und Hrsg. von Ursula Bredel, Gesa-Siebert-Ott, Tobias Thelen. Baltmannsweiler, 2004. — S. 22–30.

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Philology is the study of language in oral and written historical sources; it is the intersection between textual criticism, literary criticism, history, and linguistics.[

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